Objektivempfehlungen für die Architekturfotografie
Im Folgenden wird eine möglichst vollständige Liste der besten Objektive (überwiegend für Nikon) vorgestellt, welche in besonderem Maße für die Landschafts-, Reise- und Architekturfotografie geeignet sind. Dabei werden nicht ausschließlich die besten und teuersten Optiken empfohlen; viel mehr stehen das Preis-Leistungs-Verhältnis, sowie eine angenehme Bildwirkung & -Qualität, die Verarbeitung und Handlichkeit im Vordergrund. Neben bekannten Optiken, werden auch echte Geheimtipps empfohlen (teilweise fehlen daher Links, da manche Objektive nur noch gebraucht zu bekommen sind).
Zoomobjektive
Objektive mit einer verstellbaren Brennweite werden als Zoomobjektive bezeichnet. Bei Zoomobjektiven lässt sich die Brennweite und somit der Bildwinkel und Bildausschnitt am Objektiv selbst ändern. Die meisten Zoomobjektive besitzen für diese Verstellung einen Drehmechanismus, den Zoomring. Zoomobjektive haben den großen Vorteil, dass sie ein schnelles und flexibles Arbeiten ermöglichen, ohne ständig das Objektiv wechseln zu müssen und dabei Zeit zu verlieren. Durch die verstellbare Brennweite, vereinen Sie quasi mehrere Objektive in einem. Super-Zoom-Objektive mit einem sehr großen Brennweitenbereich, wie das 28-300 mm f3.5-5.6VR, wiegen gerade mal 800 Gramm. Um diesen Brennweitenbereich mit Festbrennweiten abzudecken, stünde dem ein 30 kg schwerer Objektivkoffer gegenüber. Zoomobjektive sind also durchaus praktisch und sparen in der Summe Zeit und Gewicht.
Allerdings haben Sie auch Ihre Nachteile. Meistens verfügen Sie über eine geringere Lichtstärke und ein schlechteres Freistellungspotential im Vergleich zu Festbrennweiten. Wenn ohnehin nur eine bestimmte Brennweite benötigt werden sollte, fallen Zoomobjektive, im Vergleich zur entsprechender Festbrennweite, in der Regel etwas größer und schwerer aus. Dies rührt daher, dass Zoomobjektive mehr Glaselemente besitzen. Jedes Glaselement stellt einerseits eine Fehlerquelle für z.B. Aberrationen dar, auf der anderen Seite ist für die Korrektur von solchen Abbildungsfehlern ein weiteres Element nötig. Daher haben Zoomobjektive tendenziell eine schlechtere Bildqualität, was wohl den größten Nachteil darstellt. In den letzten Jahren hat sich bei Zoomobjektiven eine Menge getan, die heuteigen Modelle sind viel besser und schärfer als die von vor 20 Jahren. Dennoch gibt es nach wie vor Unterschiede. Zwar haben die neuesten und teuersten Zoomobjektive eine hervorragende Schärfe und Abbildungsleistung, allerdings wirken die Bilder oft ein weniger flacher und nicht so greifbar. Was es damit zu tun hat wird im Anschluss besprochen, wenn es um die Objektiveigenschaften geht.
Je größer der Zoombereich ist, desto schlechter ist das Objektiv auch in der Regel. Daher sollten kleinere Zoombereiche bevorzugt werden. Eine praktikable Art der Einteilung von Objektiven ist in die Größen: 14-24 mm, 24-70 mm, 70-200 mm und 200-500 mm. In der Architektur- und Immobilienfotografie werden die oberen Brennweiten allerdings kaum Verwendung finden. Mit den Brennweiten von 14-24 mm (oder 15-30 mm) und 24-120 mm (oder 24-105 mm), sind zwei Objektive repräsentiert die nahezu den kompletten Arbeitsbereich auf Vollformat abdecken. Im APC-S Segment sollte hingegen der Brennweitenbereich von 12 bis ca. 50/70 mm auf jeden Fall abgedeckt werden. Der untere Brennweitenbereich im Weitwinkel ist relevanter als der obere Zoombereich.
Objektivempfehlungen für Zoom-Objektive
Genauso wie es nicht einfach ist eine Kamera pauschal zu empfehlen, verhält es sich mit den Objektiven. Hier wird überwiegend auf das Nikon System eingegangen, wobei auch Drittanbieter erwähnt werden, die ihre Objektive ebenfalls für anders Kamerasysteme konstruieren. Leider verfüge ich nicht über die Erfahrungswerte um explizite Objektivempfehlungen anderer Hersteller zu benennen. Insbesondere für Sony-User, aber auch für Fuji-User, könnte dieser Abschnitt dennoch interessant sein, da es die Möglichkeit gibt nahezu alle Objektive an spiegellose Systeme zu adaptieren. Im Folgenden werden nicht die besten und teuersten Objektive genannt, sondern die mit einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis gemessen anhand der persönlichen Beurteilung aus der Praxis:
Tokina 11-16 mm f2.8 (nur für APS-C), Nikkor 12-24 mm f4 G (für APS-C/DX) oder Tamron 10-24 mm f3,5-4,5 DI II VC HLD (beste Preis-Leistung für APS-C/DX)
Canon EF 11-24 mm/F 4,0 EF L USM (für Canon Vollformat, nicht für Nikon)
Tamron SP 15-30 mm f2.8 VC G2 (Sehr guter Bildstabilisator für Innenaufnahmen, sehr scharf und hohe Auflösung)
Nikon AF-S 18-35 mm f/3.5-4.5G (relativ klein, leicht und günstig) oder Tamron 17‑35 mm F/2.8-4.0 Di OSD
Nikkor 24-120 mm f4 ED VR (ganz OK) oder Nikkor 24-85 VR G (bessere Schärfe)
Tamron SP 24-70 mm f2.8 VC (auch für Canon)
Nikkor 28-300 mm f3.5-5.6 G ED VR (nicht so gut, für ein Reisezoom aber ok)
Und das Nikkor 70-200 mm f2.8E FL VR (Alternativ die Tamron SP G2 Variante):
Diese Brennweite wird in der Immobilienfotografie eher selten benötigt. Falls dieser Brennweitenbereich dennoch genutzt wird, der Anschaffungspreis aber zu hoch erscheint, so findet sich mit dem Nikkor AF-D 80-200 mm f2.8 eine günstigere Variante. Das 70-300 VR ist ebenfalls eine denkbare Alternative. Noch höhere Brennweiten wie das Nikkor 200-500 f5.6 VR werden in der Immobilienfotografie ohnehin nicht oft genutzt.
Festbrennweiten
Im Allgemeinen haben Festbrennweiten eine bessere Bildqualität und Abbildungsleistung als Zoomobjektive. Festbrennweiten haben meistens auch eine größere Anfangsblende, sodass diese Lichtstärker sind und über ein besseres Freistellungspotential verfügen. Sie kommen mit weniger Glaselementen aus, sodass die Kontraste und Farben kräftiger wirken und auch die Details mehr Tonwertabstufungen aufweisen. Dadurch entstehen mit Festbrennweiten etwas lebendigere Bilder mit einer scheinbar leichten Dreidimensionalität. Wie dies zustande kommt wird allerdings an anderer Stelle genauer erläutert. Zudem sind Festbrennweiten oft etwas schärfer, da das Objektiv mit weniger Bauteilen auskommt und die Fertigungstoleranzen in der Summe geringer ausfallen. Beispielsweise fällt bei Festbrennweiten der bewegliche Tubus als Fehlerquelle weg. Da Zoomobjektive mehr Linsengruppen benötigen und dadurch auch größer und länger sind, treten bei diesen weitere negative Nebeneffekte auf. So unterliegt jedes Material bei Temperaturschwankungen einer thermischen Ausdehnung. Bei einer kleinen kompakten Festbrennweite, ist dieser Effekt aber nicht unbedingt Bildrelevant und fällt nicht auf. Ein längeres Zoomobjektiv dehnt sich hingegen stärker aus. Dies ist übrigens auch der Grund dafür, weshalb sich der Fokus von größeren Objektiven immer über den Unendlich-Punkt hinaus drehen lässt.
Bei hoher Temperatur dehnt sich das Objektiv nämlich aus und ein sogenannter Front-Fokus, wie dieser auch bei Verwendung von Makro-Zwischenringen auftritt, resultiert. Der Fokuspunkt lässt sich über Unendlich hinaus drehen, um den Ausdehnungsfehler bei hohen Temperaturen kompensieren zu können. Gleichzeitig wird ein gutes Zoomobjektiv dadurch auch teurer, weil alle Linsen exakt und absolut Spannungsfrei gefasst sein müssen, um eine einheitliche Ausdehnung zu gewährleisten. Schließlich muss die Zentrierung des Objektivs auch bei thermischer Ausdehnung beibehalten werden. Bei sehr kleinen Festbrennweiten sitzt der Unendlich-Punkt auf der Fokusskala hingegen direkt am Anschlag und eine günstige Kunststoff-Pressfassung für die Glaselemente reicht meistens aus. Der Zweite Lösungsansatz, anstatt einer extrem aufwändigen Objektivfassung, liegt bei Zoomobjektiven darin, diese weniger Lichtstark zu machen. Aufgrund der so erzielten höheren Tiefenschärfe, fallen leichte Fehler nicht so schnell auf und sind damit erst viel später Bildrelevant. Daher können kleine Festbrennweiten, im Gegensatz zu Zoomobjektiven, etwas lichtstärker und günstiger produziert werden.
Im Übrigen erleiden sehr lichtstarke Festbrennweiten ähnliche Nachteile wie Zoomobjektive. Durch die größere Blendenöffnung ist ein größerer Linsendurchmesser erforderlich. Schließlich beschreibt der Blendenwert das Verhältnis von Brennweite zum Durchmesser der Blendenöffnung. Je größer der Durchmesser der Blendenöffnung, desto größer muss auch der Durchmesser des Objektivs sein. Die Linsen werden zudem auch deutlich dicker. Durch das größere und starker gewölbte Frontelement, wird das Licht stärker gebrochen und es treten vermehrt optische Abbildungsfehler, wie Sphärische- oder Chromatische Aberrationen, auf, welche es an anderer Stelle durch zusätzliche Linsenelemente zu kompensieren gilt. Lichtstarke Objektive werden also komplexer größer und auch länger, da diese zwangsläufig mehr Glaselemente haben. Dies führt auch zu einer höheren Fehleranfälligkeit bei thermischer Ausdehnung. Gleichzeitig nimmt mit den kleineren Blendenwerten die Tiefenschärfe ab, weshalb potentielle Bildfehler noch früher Bildrelevant werden können. Dies erfordert eine enorm aufwändige Zentrierung jedes einzelnen Glaselements und eine teure Art der spannungsfreien Elementfassung. Mit jeder zusätzlichen halben Blendenstufe verdoppelt sich der Objektivpreis in etwa, gleichzeitig kann die Bildqualität trotz alledem schlechter werden.
DAS SOLLTE BEACHTET WERDEN
Bis auf wenige Ausnahmen sollte in der Immobilienfotografie vermehrt auf nicht ganz so lichtstarke Festbrennweiten gesetzt werden. Ein Blendenwert von circa f2 stellt einen vernünftigen Kompromiss zwischen Bildqualität, Preis-Leistung und der Möglichkeit des kreativen Arbeitens mit der Tiefenschärfe dar. Viel lichtstärkere Objektive mit Blendenwerten um f/1.2 sind sogar eher von Nachteil. Wobei es auch hier ganz wenige Ausnahmen gibt.
Ältere manuelle Objektive sind nicht schlecht!
Sofern auf den Komfort von modernen Autofokus-Systemen und Bildstabilisatoren verzichten werden kann, können alte analoge Festbrennweiten in der Anschaffung sinnvoll erscheinen. Ein Autofokus wird in der Immobilienfotografie ohnehin nicht dringend benötigt. Auch ein Bildstabilisator ist meistens nicht notwendig. Einige dieser älteren Objektive stehen modernen Objektiven hinsichtlich der Bildqualität in nichts nach und sind oft sehr günstig zu haben. Bei Zoomobjektiven und auch bei Ultraweitwinkeln gab es in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte. Festbrennweiten oberhalb von 30 mm haben sich in den letzten Jahrzehnten, in Hinsicht auf ihrem Aufbau, aber kaum, teilweise sogar gar nicht verändert. Insbesondere Brennweiten von 40-90 mm erfuhren am wenigsten vom technischen Fortschritt. Meistens handelt es sich in diesem Brennweitenbereich nämlich um einfache symmetrische Objektivkonstruktionen. Die etwas älteren Zeiss Distagon- oder Planar Modelle finden sich zum Beispiel in der topaktuellen Zeiss Milvus-Serie vereinzelt, mit baugleichem Aufbau der Optik aber im neuen Gehäuse, wieder. Ein Hinweis dafür findet sich beim Zeiss Milvus 2/100M, wo es bei Zeiss auf der Produktwebseite heißt, dass dieses Milvus-Objektiv vom Typ Zeiss Makro-Planar wäre. Beim Vergleich der technischen Datenblätter mit skizziertem Aufbau und den dazugehörigen MTF-Charts findet sich hingegen der Beweis. Letztere sind im Übrigen nicht nur bei der 100 mm Milvus-Variante identisch. Auch wird bei neuen Objektiven oft mit modernen und nach High-Tech klingenden Begriffen hantiert: Beispielsweise heißt es, dass moderne digitale Bildsensoren von Objektiven mehr Leistung abverlangen und deshalb das „Floating-Element-Design“, mit beweglichen Linsengruppen, entwickelt wurde, um eine stabil hochauflösende Abbildungsleistung im gesamten Fokussierbereich zu ermöglichen. Das klingt zunächst nach einem neuen und modernen Feature. Tatsächlich ist diese Technik aber nicht neu und auch bei alten Objektiven weit verbreitet. Das entsprechende Pendant wird bei Nikon beispielsweise als CRC (Close-Range-Correction) bezeichnet und besteht seit 1967. Besonders beworben wurde es hingegen nie, weshalb auf den Objektiven keine entsprechende Bezeichnung zu finden sein muss. Allerdings stimmt es auch, dass manche Objektive speziell an digitale Bildsensoren angepasst werden müssen. Dies gilt jedoch in erster Linie für extreme Weitwinkelobjektive. Bei höheren Brennweiten über 30/35 mm fällt es hingegen nicht auf, falls diese nicht perfekt optimiert worden sind. So wird das Nikkor 55 mm 2.8 Ai-S micro nicht ohne Grund seit 1979 bis heute in unveränderter Form hergestellt und rollt immer noch vom Produktionsband. Mit einem Neupreis von über 600€ ist es für eine so alte Optik in dieser Brennweiten- und lichtstärkenklasse auch nicht gerade ein Schnäppchen. Glücklicherweise gibt es ältere gebrauchte Varianten viel günstiger zu kaufen. Deshalb finden ältere analoge Objektive in meiner Liste mit Objektivempfehlungen (überwiegend für Nikon) eine große Bedeutung. Bis auf wenige Ausnahmen, lassen sich diese aber nur noch gebraucht erwerben. Bei älteren Objektiven sollte auf die Kompatibilität geachtet werden. Das Canon EF-Bajonett gibt es seit circa 1987, ältere Canon FD-Objektive sind daher meist nicht kompatibel und lassen sich aufgrund des Auflagemaßes nicht ohne Probleme adaptieren. Nikon ist dem F-Mount hingegen seit 1959 treu geblieben und alle alten Objektive funktionieren im vollen Umfang. Bei Fuji und Sony gibt es hingegen kaum Kompatibilitätsprobleme, da zahlreiche Adapter hierfür erhältlich sind. Neue Festbrennweiten oberhalb von 30/35 mm sind manchmal tatsächlich viel besser, als die alte Objektive. Das darf nicht verschwiegen werden! Allerdings ist dies eher selten der Fall und meistens sind alte oder neue Objektive optisch nahezu gleichwertig. Der Unterschied liegt hingegen in den technischen Features wie Autofokus, Bildstabilisator, einem geringeren Gewicht oder Spritzwasserschutz. Zum Teil sin auch die Objektivbajonette neu. Technische Features können also zu weniger Ausschuss führen, weil die Wahrscheinlichkeit eines scharfen Bildes erhöht wird. Der Unterschied in der schlussendlichen Bildqualität des Fotos ist hingegen zumeist sehr gering. Oft ist die Bildqualität sogar nicht besser, sondern minimal anders, weil deren Kriterien zur Beurteilung anders gewichtet sein können. Alte Objektive müssen also nicht schlechter sein. Dies gilt jedoch nur für Festbrennweiten oberhalb von ca. 30 mm. Auch neue Objektive oberhalb von 30 mm können tatsächlich digital optimiert worden sein, doch fällt es in der Anwendung kaum auf, wenn diese das nicht sein sollten. Im Gegensatz dazu sind die neuesten Weitwinkel- oder Zoomobjektive meistens tatsächlich besser als ihre Vorgänger. Im extremen Tele-Bereich oder bei sehr lichtstarken Objektiven verhält es sich ähnlich.
Nicht am Adapter sparen! (Insbesondere für Sony, Fuji oder Leica relevant)
Beim Adapter sollte nicht gespart werden, die günstigsten Modelle können zu Qualitätsverlusten führen. Dies kann sich bei einem leicht schief gebauten Adapter darin äußern, dass ein minimaler Tilt-Effekt die Bildränder unscharf erscheinen lässt, obwohl das Objektiv eigentlich auch am Rand scharf sein sollte, wenn die Bildmitte fokussiert ist. Gleichzeitig kann dies in den betroffenen Bereichen zu Farbsäumen oder anderen Bildfehlern führen. Ist der Adapter hingegen minimal zu lang gebaut, wobei hier schon der Bruchteil eines Millimeters ausschlaggebend sein kann, so lässt sich das Objektiv in der Unendlich-Einstellung nicht mehr fokussieren. Ist letzterer Effekt sehr klein, wird dieser Fehler unter Umständen nicht bewusst zugeordnet und es wird davon ausgegangen, dass das Objektiv eben nicht so super scharf wäre. Theoretisch ist das Objektiv dann auch nicht mehr perfekt für diese neue bzw. fehlerhafte Auflagemaß optimiert und es können andere Bildfehler auftreten. In der Praxis sollten diese bei kleinen Abweichungen aber nicht Bildrelevant werden.
Objektivempfehlungen für Festbrennweiten
Ähnlich wie bei den Objektivempfehlungen der Zoomobjektive, wird bei den Festbrennweiten überwiegend auf das Nikon System eingegangen. Aufgrund der guten Adaptierbarkeit ist es insbesondere für Fuji und Sony-User interessant diese Liste nicht einfach zu überspringen. Auch wird nicht das Beste vom Besten vorgestellt, stattdessen wird bei den Folgenden Empfehlungen das Preis-Leistungs-Verhältnis mitberücksichtigt. Falls dennoch ein sehr teures Objektiv empfohlen wird, dann liegt dies an dessen hervorragenden Leistung. Sobald von guter Bildqualität gesprochen wird, so ist damit die Gesamtwirkung des Bildes gemeint, welche im normalen Gebrauch auch tatsächlich auffällt. Die Betrachtung eines Ausdruckes im A1-Format zählt beispielsweise dazu. Andererseits zählt das Absuchen der Bildränder nach minimalen Farbsäumen in der 800 % Ansicht auf einer 50 MP Kamera nicht in den sinnvollen Bereich für die Betrachtung der Gesamtwirkung. Architekturfotografen benötigen nicht jedes Objektiv, jedoch sollte im Bereich von 15/18 bis 35/40 mm eine vernünftige Objektivauswahl vorhanden sein. Die Nachfolgende Liste ist nach Brennweite aufsteigend sortiert und gibt eine hoffentlich gute Übersicht einer persönlichen Einschätzung aus der Praxis:
Laowa 12 mm f2.8 (keine sichtbare Verzeichnung, gute Abbildungsleistung)
Andere Hersteller bieten auch 11 mm Ultraweitwinkel für Nikon oder Canon Vollformatkameras an, diese verzeichnen allerdings sehr stark, haben sichtbare Farbsäume und einen Schärfeabfall zum Rand hin, sowie eine wahrnehmbare Vignette. Diesbezüglich ist das Laowa besser. Für Sony oder anders spiegellose Systeme gibt es hingegen noch weitwinkligere Objektive in einer vernünftigen Qualität. Interessanterweise wird ein so extrem weitwinkeliges Objektiv seltener genutzt, als dies in der Architekturfotografie üblicherweise erwartet wird. Brennweiten zwischen 15 und 20 mm (auf FX bzw. KB bezogen) wirken bei Innenaufnahmen hingegen angenehmer.
Zeiss Distagon 15 mm f2.8, Alternativ Milvus-Variante (gut aber teuer), sehr scharf und hohe Auflösung
Extrem gutes Weitwinkelobjektiv für die Architekturfotografie. Sofern das Tamron 15-30 mm f2.8 SP oder das Nikon 14-24 f2.8G vorhanden sind, ist das Zeiss 15 mm definitiv kein Muss. Das ältere Distagon und die neuere Milvus-Variante sind übrigens baugleich und unterscheiden sich nur im Gehäuse.
Nikkor 20 mm f1.8G oder Voigtländer 20 mm f3.5 Color Skopar (Must Have)
Das Nikkor ist sogar besser als das 21 mm Zeiss, ist sehr scharf und hohe verfügt über eine Auflösung. Das Voigtländer Objektiv ist allerdings gleichwertig. Das Nikon ist etwas schärfer, während das Voigtländer eine bessere Farb- und Kontrastdarstellung aufweist. Unterm Strich also ein Gleichstand. Das Voigtländer ist ein sehr kleines und leichtes Pancake-Objektiv und passt mit 3cm Baulänge in jede Hosentasche. Für Reisen ist es daher besser geeignet. Das Nikkor 20 mm f3.5 Ai-S oder das AF Nikkor 20 mm f2.8D, sowie das Nikkor 20 mm 2.8 Ai-S sind weitere Alternativen.
Nikkor 24 mm f1.8G oder Nikkor AF 24 mm f2.8D (beides sehr scharf und hohe Auflösung)
Das 24 mm 1.8er von Nikon ist der f1.4er-Variante vorzuziehen. Es ist nicht nur günstiger, sondern auch schärfer, kontrastreicher und hat eine bessere Farbwiedergabe. Das Zeiss Distagon 25 mm 2.0 oder das Nikkor AF 24 mm 2.8D sind weitere Alternativen. Falls das 24 mm Tilt Shift Objektiv bereits vorhanden ist, so wird kein weiteres 24 mm Objektiv benötigt, sofern das Packmaß keine Rolle spielt.
Nikkor 28 mm f1.8G, sehr scharf und hohe Auflösung
Ein Top Objektiv mit schöner Farbwiedergabe. Im Vergleich zu dem viel teureren Zeiss Otus 28 mm 1.4 ist es etwas weniger scharf; dafür sind die Mikrokontraste besser ausgeprägt, das Bokeh ist angenehmer, da sanfter, gleichmäßiger und etwas weniger kantig in Bereichen mit hohem Kontrast. Auch die Blendensterne sind beim Nikkor schöner, da diese besonders klar ausgeprägt sind. Allerdings wirkt die Brennweite bei vielen Architekturaufnahmen nicht so gut: 24 oder 35 mm machen sich oft besser, dies ist letztendlich aber Geschmackssache. Das Nikkor 28 mm 2.8 Ai‑S stellt eine ebenfalls sehr gute Alternative dar.
Tamron 35mm f1.4 oder Zeiss Milvus oder Distagon 35 mm f2.0 (sehr scharf und tolle Mikrokontraste, Must Have)
Das Zeiss Objektiv ist eines der besten Objektive überhaupt. Es ist nicht nur in allen technischen Belangen hervorragend, sondern macht zudem schöne Bilder mit angenehmen Bokeh und schönen Blendensternen. Die Kontrast- und Farbwiedergabe ist realistisch und dennoch kräftig. Die Detailwiedergabe und die Mikrokontraste sind hervorragend. Es handelt sich um ein manuelles Objektiv. Die neuere Milvus-Version ist optisch Baugleich und unterscheidet sich lediglich im Gehäuse. Letztere ist nicht nur teurer, sondern verfügt über Gummierungen, welche mit der Zeit abgegriffen aussehen werden. Die Distagon Version ist hingegen vollständig aus Metall. Das Tamron 35mm 1.4 ist hingegen ähnlich gut: Die Mikrokontraste sind etwas schlechter ausgeprägt, dafür hat das Tamron ein schöneres Bokeh und verfügt über einen Autofokus. Im APS-C Bereich ist das AF-S DX Nikkor 35 mm f/1.8G hingegen eine sehr gute und viel günstigere Alternative, sollte aber aufgrund des Preis-Leistungs-Verhältnisses nicht unbedingt neu gekauft werden. Sofern irgendwann mal von APS-C auf das Vollformat gewechselt werden sollte, lassen sich APS-C bzw. DX Objektive nicht mehr ohne Einschränkungen verwenden. Insofern sollte ohnehin nicht zu viel Geld in APS-C/DX-Objektive investiert werden. Umgekehrt passen alle Vollformat-Objektive auch auf APS-C Kameras. Das Nikkor AF 35 mm 2.0D stellt eine nicht ganz so scharfe aber schöne Alternative dar.
Voigtländer 40 mm f2.0 Pancake (sehr gute Mikrokontraste)
Exzellentes und hochwertig Verarbeitetes Objektiv mit geringem Gewicht und sehr kleinen Abmessungen. Mit einer Baulänge von knapp über 3cm passt es in jede Hosentasche und ist damit bestens für Unterwegs geeignet. Die Bildqualität ist erstklassig und ähnlich wie das 35 mm 2.0er Zeiss sind die Mikrokontraste hier sehr gut, obgleich das Objektiv im Direktvergleich bei Offenblende nicht ganz so scharf ist. Dafür ist es aufgrund der geringen Größe etwas praktikabler. Vom Empfinden her wirkt die Brennweite angenehm, wobei eine Brennweite von 35 mm wahrscheinlich öfter Anwendung findet. Wer eine etwas schlechtere Bildqualität zugunsten eines guten Bildstabilisators und Autofokus in Kauf nehmen möchte, wird mit dem Tamron 45mm 1.8 VC fündig.
Zeiss Planar 50 mm f1.4 (schöne Farbwiedergabe) oder Nikkor AF 50 mm f1.4D (schöne Blendensterne)
Wenn gerne offenblendig gearbeitet und bei Detailaufnahmen auf eine angenehme Unschärfe Wert gelegt wird, ist das Zeiss Planar wahrscheinlich das beste 50 mm Objektiv auf dem Markt, obwohl es nicht das Schärfste ist und auch leichte Farbsäume auftreten können. Dennoch reicht die Schärfe allemal aus und wirklich unscharf ist es nicht. Dies fällt erst im Direktvergleich oder bei extremer Offenblende auf. Obwohl das Zeiss komplett manuell ist, ist es gar nicht mal so alt. Es kam erst 2010 auf den Markt. Der grundlegende optische Aufbau der Planar-Bauweise besteht übrigens seit 1897, wobei das neuere Planar inzwischen einige moderne Änderungen erfahren hat. Das Nikkor ist hingegen auch sehr gut, verfügt darrüberhinaus über einen Autofokus. Die Blendensterne sehen beim Nikkor hingegen besser und kräftiger aus, als beim Zeiss. Alternativ ist auch das Nikkor 50 mm 1.8 E-Series (Pancake) eine sehr gute und extrem scharfe Alternative mit hoher Auflösung, welche extrem günstig zu bekommen ist (teilweise für ca. 60€). Das Nikkor Af-D 50 mm f2.0 ist ebenfalls gut und hat zusätzlich einen Autofokus, wobei das Nikkor 50mm 1.8D noch etwas günstiger ist und ebenfalls über einen AF verfügt.
Nikkor 55 mm f1.2 Ai (tolles Bokeh)
Wer bei Detailaufnahmen statt einer sehr gleichmäßigen Unschärfe ein leicht verwirbeltes Bokeh bevorzugt, bei welchem die unscharfen Lichter im Hintergrund Seifenblasenartig aussehen, der wird seinen künstlerischen Anforderungen mit diesem Objektiv gerecht. Obwohl das Objektiv sehr alt ist, ist die Abbildungsleistung immer noch gut und das Objektiv ist scharf. Bei den ganz neuen und aktuellen Nikkor-Objektiven gibt es derzeit nichts Vergleichbares zu kaufen.
Voigtländer 58 mm f1.4 Nokton (besonders natürliche Bildwirkung)
Das ist wahrscheinlich das Beste Objektiv für Detail- aber auch Portraitaufnahmen im Bereich zwischen 50 bis 100 mm. Es ist selbst besser als das Zeiss Planar, welches bereits als bestes 50 mm-Objektiv bezeichnet wurde, allerdings ist die Brennweite des Voigtländer-Nokton eine etwas andere. Es hat ein schönes Bokeh und weist eine einzigartige Bildtiefenwirkung auf.
Ähnlich wie die 50 mm-Version ist das 85er Objektiv auf einem ähnlichen Niveau. Wer lieber einen Autofokus haben möchte, wird hingegen mit dem Nikkor 85 mm 1.8G zufrieden sein. Mit dem Nikkor 85 mm 1.4 Ai-S erhält man eine etwas schlechtere, aber deutlich günstigere Alternative. Allerdings fängt hier ein Brennweitenbereich an, welcher im Rahmen der Architekturfotografie, immer seltener genutzt wird. Dies gilt dementsprechend auch für alle nachfolgenden Objektive. Anstatt eines klassisches Objektives, kann es lohnenswert sein Makroobjektive dieser Brennweite unter Betracht zu ziehen. Diese sind in der Regel schärfer und eignen sich besser für Detailaufnahmen, aber auch für die “normale” Architekturfotografie lassen sich Makroobjektive bestens einsetzten. (Weitere Infos im unteren Abschnitt zu Makroobjektiven)
Nikkor 105 mm f2.0 DC (einzigartig) oder Nikkor 105 mm f1.8 Ai-S (kompakter)
Das DC steht bei Nikon für Defocus-Control. Somit ist das 105 mm DC Objektiv etwas ganz Besonderes, da sich die Unschärfe (Bokeh) unabhängig von der Blendenöffnung steuern lässt. Der zusätzliche DC-Ring verschiebt im Inneren eine Linsengruppe und sorgt dafür, dass entweder der Hintergrund weicher und sanfter erscheint und dafür der Vordergrund etwas intensiver wirkt, oder er lässt den Vordergrund softer und dafür den Hintergrund rauer erscheinen. Die Art der Unschärfe lässt sich durch einen zusätzlichen Ring steuern, wohingegen die Intensität der Unschärfe wie gewohnt über die Blende erfolgt. Insgesamt ist das DC Objektiv sehr scharf und kontrastreich, dessen Unschärfe wirkt aber sehr sanft und pastellmäßig, sowie etwas entsättigter und kontrastärmer als das Objekt im Fokus. Das 105 mm DC Objektiv gilt daher als das beste Portraitobjektiv, liefert aber auch schöne Detailaufnahmen. Das andere 105 mm 1.8 Ai-S Objektiv ist hingegen etwas kontrastreicher und wirkt auch im Unschärfebereich farbintensiver. Des Weiteren ist es günstiger und relativ klein und kompakt gebaut. Im Vergleich zum neuen und sehr teuren AF-S 105 mm 1.4E ED Objektiv rendert das ältere 1.8er Ai-S Objektiv bei gleicher Blende sogar besser, ist dafür aber komplett manuell. Das 105 mm f2.5 Ai-S oder das 100 mm 2.8 E-Series sind hingegen kostengünstigere Alternativen.
Nikkor 135 mm f2.8 Ai-S, Nikkor 135 mm f3.5 Ai-S (günstiger) oder DC-Variante
Dieses Objektiv ist extrem scharf, hat ein angenehmes aber unauffälliges Bokeh und rendert insgesamt hervorragend. Wenn das wesentlich teurere und aktuelle Zeiss Milvus mit entsprechender Brennweite gegenüberstellt wird, ist das Endresultat auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden. Dennoch ist dieses Objektiv sehr kompakt und klein gebaut. Erstaunlicherweise findet diese Brennweite in der Architekturfotografie häufiger Verwendung als zunächst erwartet. Für Detailaufnahmen bietet das AF DC-Nikkor 135 mm f2.0D ein sehr sanftes und cremiges Bokeh in unvergleichbarer Qualität, allerdings ist dieses Objektiv deutlich größer und teurer.
AF Nikkor 180 mm f2.8 IF-ED oder Nikkor 200 mm f4.0 Ai-S
Das 180 mm Objektiv ist viel günstiger als das 200 mm 2.8 und kostet nur einen Bruchteil dessen. Dabei ist es mindestens genauso gut! Das 200 mm 4.0 Ai-S ist hingegen nicht so lichtstark und komplett manuell, dafür ist es günstiger und optisch übertrifft es moderne Objektive sogar. Allerdings gibt es einen Haken: Das 200 mm 4.0 Ai-S Objektiv ist leicht radioaktivund sollte daher nicht längere Zeit an der Kamera bleiben, um diese nicht zu beschädigen. Damit ist gemeint die Kamera mit Objektiv nicht mehrere Monate zusammen zu lagern. Gesundheitlich ist es unbedenklich, falls dieses nur gelegentlich für einige Stunden genutzt wird. Dennoch sollte es von Kindern ferngehalten werden. Im Falle von Glasbruch kann der eingeatmete Glasstaub nämlich durchaus gesundheitsschädlich wirken. Radioaktiv ist das Glas übrigens deshalb, weil Thoriumoxid in das Glas eingeschmolzen ist. Bei manchen Objektiven kann der Gewichtsanteil von Thorium bis zu 30 % betragen, was sich ebenfalls im Gewicht aufgrund der höheren Dichte bemerkbar macht (bei diesem Objektiv ist allerdings viel weniger Thorium enthalten). Dies wurde deshalb gemacht, weil Thorium den Brechungsindex erhöht. So ein hochbrechendes Glas hat nicht nur eine extrem hohe Brechzahl, sondern auch eine außerordentlich geringe Dispersion. Somit lassen sich Objektive weniger aufwändig konstruieren, die Gläser können viel dünner geschliffen werden und das Objektiv wird insgesamt kleiner und kommt mit weniger Glaselementen aus. Durch die geringe Dispersion treten Bildfehler wie Aberrationen fast nicht auf. Die so erzielte Bauweise erfordert viel weniger Kompromisse zwischen Abbildungsleistung und z.B. Bokeh, durch das wenige Glas wirken die Farben viel intensiver und echter, die globalen- und Mikrokontraste sind zudem höher und die restliche Bildqualität steht modernen Konstruktionen in nichts nach. Inzwischen ist es aber Verboten Thorium in Verbraucherprodukten einzusetzen, zudem sind die Umwelt- und Arbeitssicherheitsstandards bei der Herstellung gestiegen, was es nicht mehr wirtschaftlich macht. Bis heute konnte aber kein gleichwertiger Ersatz für Thoriumoxid in der Optik gefunden werden. Diese Brennweite findet in der Architekturfotografie jedoch selten Verwendung, kann für Detailaufnahmen aber sinnvoll erscheinen. Ein Kauf sollte daher nur infrage kommen, wenn sich die Chance ergibt ein gebrauchtes Objektiv sehr günstig zu erhalten. Wesentlich lichtstärkere Objektive dieser Brennweite (z.B. f/2.0) haben in der Architekturfotografie hingegen keine nennenswerten Vorteile: Eine gute Freistellung ist ohnehin nur sehr selten gewünscht und Objektive dieser Klasse sind zu Groß und zu Schwer, als das diese, für Ihren voraussichtlich eher seltenen Gebrauch, praxistauglich wären. Für das Genre der Immobilienfotografie lohnt eine Anschaffung sehr lichtstarker Objektive meistens nicht.
Nikkor AF-D 300 mm f4.0 IF ED (besser und auch schärfer) oder AF-S 300 mm f4 E PF ED VR (kleiner)
Das Erste Objektiv aus der D-Reihe ist rein von der optischen Leistung her eines der besten 300 mm Objektive, allerdings ist der Autofokus relativ langsam. Das Neue AF-S Objektiv mit dem PS Element und Bildstabilisator ist leichter, kleiner und kompakter. Außerdem ist es wesentlich schneller und verfügt über einen optischen Bildstabilisator. Dafür ist beim neuen Objektiv das Farbrendering schlechter und die Bilder wirken im direktvergleich etwas flauer. Außerdem ist das neue Objektiv sehr teuer. Wer auf Bildqualität setzt ist mit dem alten Objektiv besser bedient, wer hingegen mehr Wert auf Geschwindigkeit, einen guten Autofokus oder auf ein geringes Gewicht und kompaktes Packmaß legt, wird mit dem neuen E-Typ Objektiv zufrieden sein. Das Nikkor 300 mm 2.8 Ai-S stellt hingegen eine sehr günstige Variante dar. Allerdings wird dieses Objektiv bei der klassischen Immobilienfotografie nur ganz selten Verwendung finden. Ob es sinnvoll ist, kommt eben darauf an was fotografiert werden soll. Für das Portraitieren ganzer Hochhäuser aus größerer Entfernung, ist es beispielsweise perfekt. Modernere Optiken wie das AF-S Nikkor 300 mm 1:2.8G ED VR II bieten in der Architekturfotografie keine nennenswerten Vorteile und ein wesentlich schlechteres Preis-Leistungs-Verhältnis. Unterm Strich sind diese meist zu groß und zu schwer, als dass diese in Anbetracht der potentiell seltenen Verwendung praxistauglich wären. Für andere Genres der Fotografie (z.B. Sport) sind Objektive dieser Art hingegen unverzichtbar und finden wesentlich öfter Verwendung.
Noch höhere Brennweiten wie das Nikkor Ai-S 400 mm f3.5 ED IF oder auch das Nikkor Reflex 500 mm f8 C sind für die Architekturfotografie hingegen nicht mehr sinnvoll. Sie werden lediglich der Vollständigkeit halber genannt. Unter Umständen interessiert sich ein Leser dieses Beitrages noch für ein anderes Genre der Fotografie. Das oben genannte 400 mm Objektiv ist deswegen interessant, weil es gebraucht bereits für 1000€ erhältlich ist, während das neue 400 mm 2.8 Objektiv über 12.500€ kostet. Von der Bildqualität kann es ebenfalls zu 90 % mithalten, allerdings handelt es sich dabei um ein manuelles Objektiv. Das oben genannte 500 mm Objektiv ist hingegen eine nette Spielerei, weil es ein ganz besonderes Donut-förmiges Bokeh erzeugt und gleichzeitig extrem leicht und kompakt gebaut ist. Die Bildqualität des 500 mm Objektives ist allerdings nicht so gut.
Spezialoptiken
Fisheye-Objektive - Für 360° VR Touren
Die als Fisheye- oder Fischaugenobjektiv bezeichneten Objektive sind extreme Weitwinkelobjektive mit einem Bildwinkel von 180° oder sogar etwas mehr. Diese Projektion kann jedoch nur aufgrund einer extrem hohen Verzeichnung erreicht werden, da sich ein Bild das 180° abdeckt geometrisch nicht anders darstellen lässt. Diese Verzeichnung macht sich in Form einer starken Bildwölbung bemerkbar; gerade Linien erscheinen am Bildrand also gekrümmt. Die tonnenförmige Verzeichnung ermöglich es erst eine Hemisphäre abzubilden, welche dem vollständigen Gesichtsfeld entspricht. Flächenverhältnisse werden also getreuer abgebildet als die Bildwinkel, währen herkömmliche Weitwinkelobjektive aufgrund ihrer gnomischen Zentralprojektion eher winkeltreu und weniger Flächentreu abbilden.
Fisheye-Objektive haben fast immer einen Bildwinkel von 180°. Es gibt zwar Ausnahmen die sogar mehr als 220° in der Diagonale abbilden. Im Normalfall sind es aber nahezu immer 180°. Und dennoch gibt es Fisheye-Objektive mit unterschiedlichen Brennweiten, für dieselbe Sensorgröße, welche dennoch den gleichen Bildwinkel abbilden. Bei einer höheren Brennweite, ist wie bei anderen Objektiven auch, das Motiv in der Bildmitte größer. Der Bildwinkel bleibt allerdings unverändert, weil die Bildwölbung mit der Brennweite ebenfalls zunimmt. Höhere Fisheye-Brennweiten gehen also mit einer stärkeren Verzeichnung einher. Geringere Brennweiten lassen sich in Bildbearbeitungsprogrammen wie Photoshop hingegen leichter entzerren und wirken danach wie normale Ultraweitwinkel Objektive. Ob es sinnvoll ist dies zu tun, ist aber eine andere Frage.
Aus dem Alltag dürfte ein ganz leichter und dezenter Fisheye-Effekt von den Action-Kameras (z.B. GoPro) bekannt sein. Hier ist das Bild sehr weit und in manchen Aufnahmen wirkt der Horizont übermäßig gekrümmt. Richtige Fisheye-Objektive sind diesbezüglich aber viel extremer und eignen sich daher gut für kreatives Arbeiten. Für die Architekturfotografie besteht der Vorteil einerseits in dem unglaublich großen Bildwinkel. Die extreme Verzeichnung macht solche Objektive hingegen nahezu unbrauchbar. Bei manchen Motiven ergeben sich mit Fisheye-Objektiven aber sehr interessante Perspektiven und eindrucksvolle Bilder. Ob dieser Effekt gefällt oder nicht muss individuell abgewogen werden. In der klassischen Immobilienfotografie wird sich ein solches Objektiv eher selten nützlich machen. Diesbezüglich gibt es aber eine Ausnahme.
EIN SINNVOLLES ANWENDUNGSGEBIET
Zur Erstellung von interaktiven virtuellen 360 Grad VR Touren für die Webseite ist ein solches Objektiv unabdingbar! Neben einem Fisheye-Objektiv werden ein Stativ und eine Nodalpunktadapter, sowie die entsprechende Software für die Verarbeitung der Aufnahmen zu einem virtuellen Rundgang benötigt. Beispiele für solche 360 Grad VR Touren finden sich auf:
Im Rahmen von 360° VR Rundgängen wird ein circulares Fisheye-Objektiv benötigt. Das heißt, dass das Bild nicht formatfüllend, sondern kreisförmig sein muss, woraus sich schwarze Ränder ergeben. Ein herkömmliches Fisheye-Objektiv kann vergleichsweise einfach in ein circulares Fisheye-Objektiv umgebaut werden. Hierfür wird ein Fisheye-Objektiv, welches für APS-C Sensoren konzipiert wurde, benötigt. Dieses wird auf eine Vollformatkamera mit größerem Bildsensor montiert. Nun muss die Gegenlichtblende des Objektivs entfernt werden, damit diese nicht im Bild zu sehen ist (vgl. Crop-Faktor). Mit etwas Glück ist die Gegenlichtblende nur angesteckt und kann mit einem Klick entfernt werden. Eine fest verbaute Gegenlichtblende muss hingegen abgesägt werden, man spricht hier von einer „Rasur“. Dieser Umbau hat den Vorteil, dass mehr aufs Bild zu bekommen ist. Normalerweise beträgt der Bildwinkel an der Diagonale gemessen 180 Grad von Bildecke zu Bildecke. Auf dem Vollformat wird ein Bildkreis mit einer Diagonale von 220° abgebildet. Das Objektiv guckt also leicht nach hinten. Für eine vollständige 360° Aufnahme wären zwei Einzelaufnahmen theoretisch ausreichend. Um mehr Überlappung für das Zusammenschneiden des Panoramas und eine bessere Bildqualität zu erhalten sollten mindestens drei bis vier Einzelaufnahmen erfolgen. Zwar können einfache 360° VR Touren auch mit kleinen speziell dafür gebauten Kompaktkameras (z.B. Ricoh Theta) erstellt werden, allerdings ist die Qualität nicht zufriedenstellend. Die Bilder der beiden Linsen sind selten sauber zusammengeschnitten und die restliche Bildqualität erinnert eher an ältere Handys.
Objektivempfehlungen für Fisheye-Objektive
Nikkor DX AF 10.5 mm 2.8G Fisheye oder Samyang 8 mm 3.5 Fisheye
Diese beiden Fisheye Objektive sind hervorragend für 360° Rundgänge und VR Touren geeignet. Das Nikon hat eine fest verbaute Gegenlichtblende und muss daher „rasiert“ werden. Es ist aber etwas besser. Das Samyang ist dafür günstiger und die Gegenlichtblende ist nicht fest verbaut. Diese lässt sich somit ganz leicht entfernen. Eigentlich handelt es sich hierbei um APS-C Objektive, welche auf Vollformat aber circular wirken und sich deswegen für 360° VR Touren einsetzten lassen. Wird die Kamera hingegen in den Crop-Modus gestellt, können die Objektive als normale Fisheye Optiken kreativ einsetzt werden. Da es in der Architekturfotografie ohnehin nicht oft als normales Fisheye einsetzt wird, ist dies eine sehr praktikable Lösung. Manche Nikon Vollformatkameras gehen automatisch in den Crop-Modus sobald ein DX-Objektiv erkannt wird. Falls dies ungewollt passiert, muss daran gedacht werden diese Funktion in der Kamera auszuschalten. Bei den Kameras Nikon Z6 und Z7 lässt sich diese Funktion allerdings nicht deaktivieren.
Nikkor AF 16 mm 2.8D Fisheye oder Samyang 12 mm 2.8 Fisheye
Diese Objektive sind spezielle Vollformat-Fisheye-Objektive und können daher nicht als Circular-Fisheye-Objektive zweckentfremdet werden. Ansonsten gilt für diese beiden Objektive genau das gleiche wie bei den APS-C Versionen: Das Nikon ist etwas besser und das Samyang günstiger. Zwar lassen sich mit diesen Objektiven auch 360° VR Touren erstellen, nur ist dies etwas aufwändiger da ein spezieller Nodalpunktadapter verwendet werden muss und insgesamt mehr Einzelaufnahmen nötig sind. Dafür besteht bei herkömmlichen Fisheye-Aufnahmen der Vorteil, die volle Auflösung der Kamera nutzen zu können. Wie oft dies tatsächlich benötigt wird, ist hingegen eine andere Frage. Ein schlechtes Objektiv ist nämlich auch eines, bei welchem viel Geld für Eigenschaften bezahlt wird, die nicht gebraucht werden.
Des Weiteren existieren auf dem Markt Fisheye-Zoom-Objektive, welche sich auf APS-C und Vollformat gleichermaßen nutzen lassen. Auf Vollformat können diese gleichzeitig als Circular- und auch als Normal-Fisheye eingesetzt werden. Leider gibt es derzeit in dieser Objektivklasse keine zufriedenstellenden Optiken, die guten Gewissens weiterempfohlen werden könnten.
Makroobjektive - Für Detailaufnahmen & Dekoration
Umso höher die Brennweite, desto geringer ist die Naheinstellgrenze (NEG) eines Objektivs im Normalfall. Ein 100 mm Objektiv kann eine sehr hohe Naheinstellgrenze von mehr als eineinhalb Metern aufweisen. Lange Brennweite die trotzdem sehr geringe Naheinstellgrenzen aufweisen (z.B. das 105 mm f2.8 mit einer NEG von 31 cm), werden als Makroobjektive bezeichnet. Diese sind meistens auch sehr scharf und lassen sich zudem für andere Arten der Fotografie gleichermaßen einsetzten. Die geringere Naheinstellgrenze wird dadurch erreicht, dass sich der Tubus weiter ausfahren lässt als bei Standard-Objektive. Dies führt allerdings dazu, dass die Lichtstrahlen nicht im optimalen Winkel liegen und vermehrt Abbildungsfehler entstehen, welche es mit zusätzlichen optischen Elementen wieder zu korrigieren gilt. Daher sind Makroobjektive in der Regel etwas komplexer aufgebaut und kosten deswegen etwas mehr. Makroobjektive eignen sich bestens für Nahaufnahmen. Die bekannten und besonders beeindruckenden Aufnahmen von Insekten werden beispielsweise mit solchen Makroobjektiven erstellt. Vereinzelt können diese für Detailsaufnahmen ebenfalls gut gebraucht werden.
Die Bezeichnung Makroobjektiv bezieht sich nur auf die geringe Naheinstellgrenze und nicht auf die Brennweite. Ein gutes Makroobjektiv kann also gleichzeitig ein gutes Teleobjektiv sein und ebenso weit entfernte Objekte scharf abbilden. Laowa stellt beispielsweise auch Makroobjektive im extremen Weitwinkelbereich her, deren Naheinstellgrenze im ganz unteren einstelligen Zentimeterbereich liegen. Eine weitere Bezeichnung die speziell im Makrobereich auftaucht ist der Abbildungsmaßstab. Ein Abbildungsmaßstab von 1:1 bedeutet, dass das Objekt genauso groß auf den Sensor projiziert wird wie es in Wirklichkeit ist. Bei einem 1:1 Abbildungsmaßstab könnte ein 50-Cent Stück, mit einer Vollformatkamera, scharf und formatfüllend abgebildet werden, sodass die Münze den oberen und unteren Bildrand gerade so berührt. Der Abbildungsmaßstab gibt an wie groß ein Objekt abgebildet werden kann, dieser resultiert aus dem Zusammenspiel von Brennweite und Naheinstellgrenze. Daher ist diese Angabe für den Bereich der Nahaufnahmen besonders relevant. Mit einem 40 mm Makroobjektiv, könnte eine 50-Cent Münze genauso groß abgebildet werden, wie mit einem 200 mm Makroobjektiv, sofern der Abbildungsmaßstab bei beiden gleich ist. Mit dem 40 mm Makroobjektiv müsste allerdings ein geringerer Abstand gewählt werden. Höhere Brennweiten ermöglichen es demgegenüber einen größeren Abstand zum Objekt einzuhalten und dennoch ein ähnliches Bild zu erzielen. Selbstverständlich kann sich der perspektivische Eindruck hierbei etwas ändern.
Bei den meisten Makroobjektiven ist die Lichtstärke bauartbedingt nicht durchgängig, dieses wird bei der Objektivbezeichnung jedoch nicht explizit angegeben. So kann ein Objektiv mit der Bezeichnung „100 mm f2.8 AF D Macro“ in, der Unendlich-Einstellung des Fokuses, tatsächlich eine 2.8er-Blende aufweisen. Im Nahbereich wird jedoch, trotz f2.8-Apertur, nur eine geringe Lichtstärke erreicht, die in etwa einer f5.6er Blende entspricht. Dies ist bauartbedingt auf den langen Auszug beim Fokussieren zurückzuführen, je weiter wir uns von einem Fenster wegbewegen, desto kleiner sieht dieses schließlich auch aus. Mit der Vergrößerung geht immer Licht verloren. Manche Objektiv-Kamera-Kombinationen zeigen dies bloß in Form einer angepassten effektiven Blende an, während andere die Anzeige des Blendenwertes nicht aktualisieren bzw. nur die reale Apertur wiedergeben.
Objektivempfehlungen für Makro-Objektive
Nikkor AF 60 mm 2.8D Micro oder Nikkor 55 mm 2.8 Ai-S Micro (nur für Nikon) beides extrem scharf mit sehr hoher Auflösung!
Das 55 mm Objektiv stammt aus dem Jahr 1979 und wird bis heute hergestellt. Wenn sich ein Weltkonzern wie Nikon dazu entscheidet ein so altes Objektiv in unveränderter Form bis heute herzustellen, dann muss dieses Objektiv extrem gut sein. Diese beiden Makroobjektive sind die perfekten und ultrascharfen Allrounder. Wenn jemand noch keine Erfahrungen mit Festbrennweiten gesammelt hat, sollte eines dieser Objektive die erste Festbrennweite sein die es anzuschaffen gilt. Das 60 mm Objektiv ist aus Kunststoff und verfügt über einen Autofokus, das 55 mm Objektiv ist komplett manuell und deswegen auch günstiger, dafür ist es komplett aus Metall gefertigt und fühlt sich wertiger an. Neu kostet das 55er knapp 600€, wobei es auf Ebay gebraucht ca. 200€ zu bekommen ist. Mit dem 55er macht es etwas mehr Spaß zu fotografieren. Optisch nehmen sich diese Objektive jedoch nicht viel. Durch Ihre Brennweite von 55 bzw. 60 mm sind sie weitwinkelig genug für moderate Architekturaufnahmen (insbesondere Außenaufnahmen), Sie eignen sich aber auch für die Landschafts- oder Street-Fotografie. Die Brennweiten sind aber auch eng genug für schöne Detailaufnahmen mit etwas Hintergrundunschärfe oder Portraits mit angenehmer Freistellung. Und natürlich sind mit diesen Objektiven auch Makroaufnahmen im 1:1 Abbildungsmaßstab möglich. Die Naheinstellgrenze liegt bei beiden Objektiven um die 18 cm. Außerdem sind diese Objektive relativ leicht, klein und kompakt gebaut. Wer bisher Zoomobjektive gewohnt war, wird bei dieser Bildschärfe, die diese Beiden Objektive abliefern, staunen! Das neue Micro-Nikkor AF-S 60 mm 2.8G ist hingegen nicht so schön was das Farbrendering angeht.
Zeiss Milvus 100 mm 2.0 M, Tokina AF ATX 100 mm 2.8 Pro D oder Tamron SP 90 mm 2.8 VC Macro (auch für Canon)
Das Zeiss ist ein Spezialist im Makrobereich, bietet mit Abstand die beste Bildqualität und besticht durch Mikrokontraste und exzellentes Farbrendering. Zwar lässt es sich auch ins unendliche fokussieren, allerdings ist der manuelle Fokusweg so lang, dass es beim Fokussieren nötig ist einmal umzugreifen. Das macht es im sonstigen Alltag, außerhalb der Makrofotografie, nicht besonders praktikabel. Statt zu der Zeiss-Milvius Variante zu greifen, ist auch das Zeiss Makro-Planar 2/100M empfehlenswert allerdings schwieriger zu bekommen. Das Tokina ist hingegen ein Preis-Leitungs-Sieger. Es hat ebenfalls eine gute Bildqualität und verfügt darüber hinaus über einen vernünftigen Autofokus. Daher macht es selbst im Alltag Spaß, dieses Objektiv für andere Situationen zu nutzen. Zum anderen ist es viel günstiger als das Zeiss, leider ist dies auch an der Kunststoff- Verarbeitung merklich. Das Tamron ist etwas teurer als das Tokina, macht dafür einen wertigen Eindruck und kann mit einem Bildstabilisator punkten. Aufgrund der höheren Brennweite muss bei allen drei Objektiven ein größerer Abstand zum Motiv eingehalten werden, wobei perspektivisch bedingt weniger von der Umgebung aufs Bild zu bekommen ist. Dafür kann aber auch besser freistellt werden. Auch hier liegt der Abbildungsmaßstab bei 1:1.
Sigma 150 mm F2,8 APO Macro (für Canon und Nikon)
Wer unbedingt eine noch höhere und bezahlbare Brennweite für den Makrobereich sucht, wird um das Sigma nicht herumkommen. Die Bildqualität ist überragend und die Abbildungsleistung ist extrem gut, dafür kostet dieses Objektiv aber auch etwas mehr. Leider ist bei Sigma die Serienstreuung relativ groß, so kann es passieren, dass eine nicht ganz so gute Version erwischt wird und sollte diese wieder umtauschen. Leider hat Sigma zudem generell, und nicht nur bei dem Objektiv, Qualitätsprobleme beim Blendenverschluss. Das Problem äußert sich darin, dass die Blende sich irgendwann nicht mehr verstellen lässt. Wer im Internet nach „Sigma Aperture Stuck“ oder „Sigma Art Aperture Problem“ sucht, wird mehr zu diesem Thema finden. Insofern kann dieses Objektiv eine sehr gute aber gleichzeitig eine riskante Investition mit geringer Lebensdauer darstellen. Besitzer von Sony oder Canon Kameras können hingegen auch einen Blick auf das Tamron 180mm f3.5 Macro SP werfen (auch für Nikon erhältlich, allerdings schwer zu bekommen).
Tilt-Shift-Objektive – Für gerade ausgerichtete Bilder
Diese Objektivklasse ist unter den „Spezialoptiken“ die mit Abstand relevanteste für die Architektur- und Immobilienfotografie! Tilt-Shift oder auch TS-Objektive ermöglichen das verschieben (engl.: Shift), sowie das Verschwenken bzw. Neigen (engl.: Tilt) des Linsensystems gegenüber dem Sensor. Gleichzeitig können TS-Objektive gedreht werden um beispielsweise die Shift-Richtung zu variieren. Die Funktionen Tilt und Shift arbeiten unabhängig voneinander. Der Shift ermöglicht eine korrekte Darstellung des Bildformates, falls sich das Motiv ober- oder unterhalb der Kamera befindet. Um ein hohes Gebäude von unten fotografiert vollständig aufs Bild zu bekommen, wäre es normalerweise nötig die Kamera nach oben zu neigen und auf das Motiv auszurichten. Dadurch würden eigentlich senkrechte Linien auf dem Bild scheinbar kippen. Solche stürzenden Linien müssten in der digitalen Bildbearbeitung, durch eine trapezförmige Entzerrung, korrigiert werden. Dazu würde das Bild oben stärker in die Breite gezogen werden als unten. Mit einem TS-Objektiv ist dies nicht nötig. Die Kamera kann gerade ausgerichtet bleiben. Anstatt diese jetzt zu kippen, wird das Objektiv nach oben geschoben (Shift) und das komplette Gebäude passt ins Bild ohne das fallende Linien entstehen. Das Gebäude wird gerade und maßstabsgetreu abgebildet. Da sich ein TS-Objektiv drehen lässt, kann bei Bedarf nicht mur hoch und runter, sondern auch rechts und links oder diagonal geshiftet werden. Der Tilt ermöglicht durch das Verschwenken des Objektivs eine Verlagerung der Schärfeebene (Scheinpflug-Regel). Normalerweise ist die Schärfeebene immer parallel zur Sensorebene. Bei Offenblende ist also entweder der Vordergrund oder der Hintergrund scharf fokussiert, beides gleichzeitig geht für gewöhnlich nicht. Beim TS-Objektiv ist das anders: die Schärfeebene kann an die Objektebene angepasst werden und mitunter schräg verlaufen. Befindet sich die Kamera beispielsweise in einer tiefen Position über einer Rasenfläche und in einiger Entfernung ist ein Haus zu sehen, so würde normalerweise auf das Haus fokussiert werden und die Wiese im Vordergrund wäre unscharf. Wird das Objektiv hingegen nach unten geneigt (Tilt), so verläuft die Fokusebene schräg und die ganze Wiese, als auch das Haus sind selbst bei Offenblende scharf abgebildet. Auf der anderen Seite wird der Himmel dadurch gleichzeitig unschärfer. Da sich das TS-Objektiv drehen lässt, kann die Fokusebene ebenso von links nach rechts, sowie in allen erdenklichen Positionen, verlaufen. Was insbesondere im Portraitbereich beliebt ist, ist der Tilt entgegen der Motivebene in die eigentlich „falsche“ Richtung. Auf diese Art entstehen besonders kreative und schöne Unschärfen. In der künstlerischen Architekturfotografie wird auf dieselbe Weise ein Miniatureffekt erzeugt. Tilt und Shift sind voneinander unabhängig und können daher auch gleichzeitig miteinander kombiniert werden.
Objektivempfehlungen für Tilt-Shift-Objektive (Perspective Control)
PC Nikkor 19 mm f/4E ED oder Canon TS-E 17 mm f/4L
Diese Brennweiten eignen sich sehr gut für Innenaufnahmen. Bei geringen Deckenhöhen bis ca. 3 m ist eine Perspektivenkorrektur mittels TS-Optiken aber nur selten nötig. Das Nikkor ist etwas schärfer und die Kontraste wirken minimal besser, dafür kostet es fast das doppelte. Canon bietet dagegen einen etwas größeren Weitwinkel zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis an.
PC-E Nikkor 24 mm f/3.5D ED oder Canon TS-E 24 mm f/3.5L II
Diese Brennweiten eignen sich hingegen für Außenaufnahmen viel besser, sind aber auch im Innenbereich brauchbar. Insbesondere bei großflächigen Gewerbeimmobilien wirkt der Bildausschnitt auch im Innenbereich etwas angenehmer als bei niedrigeren Brennweiten. Hier bietet Canon von der optischen Leistung her das etwas bessere Objektiv an, wobei die Unterschiede sich in Grenzen halten. Beide Objektive kosten ähnlich viel.
Nikkor 28 mm f/3.5PC (Ai-S)
Dies ist strenggenommen kein vollwertiges Tilt-Shit-Objektiv, da es sich nicht tilten, sondern nur shiften lässt. Die Shift-Funktion ist diejenige welche ohnehin viel öfter benötigt wird, wenn es in der Architekturfotografie darum geht stürzende Linien geradezurücken. Aufgrund der Brennweite eignet sich dieses Objektiv aber eher für Außenaufnahmen. Da es sich um ein älteres Objektiv handelt, ist es für ca. 400€ relativ günstig zu haben. Die Bildqualität ist sehr gut, jedoch Verzeichnet das Objektiv ein wenig. In der Bildbearbeitung lässt sich dies jedoch beheben.
Neben diesen Objektiven gibt es auch noch Tilt-Shift-Objektive mit höheren Brennweiten, welche mit einem Abbildungsmaßstab von 1:2 gleichzeitig Makro-tauglich sind und sich daher insbesondere für Nahaufnahmen und Produktfotos eignen. 45 bzw. 50 mm, 85 bzw. 90 mm und 135 mm sind weitere verfügbare TS-Variationen. Andere Hersteller bieten ebenfalls TS-Objektive an, allerdings sind diese entweder für das Mittelformat konzipiert und somit viel teuer, oder sie sind deutlich günstiger und in der Regel auch nicht zu empfehlen. Bis zu einer Brennweite von 50 mm könnten Tilt-Shift-Objektive für die Architektur- und Immobilienfotografie sinnvoll sein. Höhere Brennweiten erscheinen allerdings nicht wirtschaftlich und weniger praktikabel. Letztendlich ist der Platz in der Fototasche auch begrenzt und niemand möchte ständig das Objektiv wechseln müssen.
Ältere manuelle Objektive mit M42 Gewinde Anschluss
Asahi Takumar 35mm f2.0
Dieses alte manuelle Objektiv ist radioaktiv (siehe Video), bezeichnet aber durch ein unglaublich schönes Seifenblasen-Bokeh!
Pentacon 30mm f3.5 (Lydith)
Dieses Pentacon Objektiv ist baugleich mit der Meyer-Optik-Görlitz Variante. Es bezeichnet durch eine angenehme und pastellartige Unschärfe mit intensiver Farbsättigung.
Ricoh Auto Rikenon 55mm f1.4
Das Auto Rikenon ist ein Objektiv welches generell gut rendert, deutliche Mikrokontraste aufweist und scharfe Bilder produziert. Das Bokeh wirkt sanft und gleichmäßig, wobei es einen leicht verwirbelten Charakter zeigt.
Helios 58mm f2.0 (44M-4)
Von diesem alten sowjetischen Objektiv gibt es mehrere Versionen, welche sich leicht unterscheiden. Allerdings haben alle eine strukturierte und verwirbelte Unschärfe gemein. Diese Objektive sind gebraucht teilweise für unter 40€ zu bekommen.
Das Zeiss Kipronar 140mm f1.9 ist ein weiteres Objektiv mit extrem schönem Bokeh, allerdings verfügt diese über kein M42 Gewinde und muss daher individuell adaptiert werden.