Die Brennweite
Nachdem wir geklärt haben wie sich Belichtungszeit, Blende und ISO auf das Bild auswirken, bleibt aus technischer Sicht eigentlich nur noch die Brennweite übrig. Die Brennweite eines Objektivs legt in Abhängigkeit zur Sensorgröße den Bildwinkel fest. Dadurch ergibt sich wie stark ein Objekt in Bezug zum Kamerastandort vergrößert bzw. verkleinert wird. Weitwinkelobjektive besitzen kurze Brennweiten (z.B. 10-20mm) und können große Bildwinkel von 80-110°, im Extremfall bis zu 180° (Fisheye), abbilden. Normalobjektive repräsentieren einen Bildwinkel um die 50°, während Teleobjektive mit Brennweiten von mehr als 80mm, bis hin zum dreistelligen Millimeterbereich, zu einem sehr kleinen Bildwinkel führen. Mit Weitwinkelobjektiven lassen sich also kleine Räume fotografieren oder ganze Gebäude aus nächster Nähe vollständig abbilden. Mit Teleobjektiven ist es hingegen möglich Details aus größerer Entfernung formatfüllend abzulichten.
Die Brennweite wird üblicherweise in Millimeter angegeben und hängt direkt mit dem Bildwinkel zusammen. Objektive mit einer nicht veränderbaren Brennweite, werden als Festbrennweiten bezeichnet. Der Bildwinkel kann hierbei nicht geändert werden. Auf dem Objektiv finden sich einfache Angaben bezüglich der Brennweite, sowie der Blende, welche die grundlegenden technischen Eigenschaften des Objektivs beschreiben: z.B. 135mm 1:2.8. Diese Angabe bedeutet, dass es sich hierbei um ein Teleobjektiv mit einer nicht verstellbaren Brennweite von 135mm handelt und die Blende auf einen Maximalwert von f/2.8 geöffnet werden kann. Bei Zoomobjektiven werden hingegen die kleinste und die größte Brennweite Angegeben, z.B. 11-16mm.
Das Objektiv ist für die Größe des Bildkreises verantwortlich, der Ausschnitt des Bildkreises hängt mit der Brennweite zusammen. Dadurch hat jedes 50mm Objektiv immer denselben Bildwinkel. Die Sensorgröße ist jedoch dafür verantwortlich wie groß der Bildausschnitt auf dem finalen Foto sein wird, da ein kleinerer Sensor einen kleineren Ausschnitt aus dem Bildkreis einfangen kann.
Die Angaben bezüglich der Brennweite besitzen jedoch nur in Hinblick auf die Sensorgröße eine Aussage über den konkreten Bildwinkel. Die drei gängigsten Bildformate im professionellen Bereich sind in ihrer Größe absteigend geordnet: Das Mittelformat, das Vollformat und das APS-C Format. Während ein 50mm Objektiv auf einer Mittelformatkamera weitwinklig wirken kann, gilt es auf dem Vollformat als Normalobjektiv und auf einer APS-C Kamera würde man diese eher als ein moderates Teleobjektiv beschreiben. Durch die geringere Sensorgröße resultiert daraus ein Effekt, welcher dem „Beschneiden“ eines Bildes gleichkommt, hierdurch ändert sich selbstverständlich der Bildwinkel, ähnlich wie das auch bei dem digitalen Zoom kleiner Kompaktkameras der Fall ist. Dieser Zusammenhang wird durch den sogenannten Crop-Faktor erklärt.
Weitwinkelobjektive werden üblicherweise für Gesamtübersichten und Gebäudeaufnahmen, insbesondere aus der Froschperspektive, verwendet. Für Detailaufnahmen greift man in der Regel eher zu längeren Brennweiten. Aber auch bei Gebäudeaufnahmen aus der Ferne, wo es auf die Vermeidung von Stürzenden Linien ankommt, werden oft mit Teleobjektiven durchgeführt. Je nach Aufnahmestandort wird das Motiv mit mehr oder weniger Tiefenwirkung, sowie Unschärfe abgebildet. Wird ein Objekt mit einem Weitwinkelobjektiv aus nächster Nähe fotografiert, so wirkt es im Verhältnis zum Hintergrund übertrieben groß. Bei einer langen Brennweite gleichen sich die Größenverhältnisse hingegen an.
Wird ein Gebäude mit einem Weitwinkelobjektiv fotografiert so resultiert daraus eine eindrucksvolle Überzeichnung der Größenverhältnisse. Wird dasselbe Motiv mit einem Teleobjektiv fotografiert wirken die Größenverhältnisse homogen, und das Bild wirkt etwas neutraler und ggf. flach.
Ist der Abstand zwischen dem Motiv und der Kamera kleiner, als der Abstand zwischen dem Objekt und dem Hintergrund kann man mit einer längeren Brennweite bei Offenblende leichter einen unscharfen Hintergrund (Bokeh) erzeugen. Bei sehr weit entfernten Objekten oder bei Weitwinkelobjektiven funktioniert das Freistellen mittels Unschärfe nicht mehr so gut. Bei unterschiedlichen Brennweiten ändert sich zwar der Bildeindruck, nicht aber die Perspektive, sofern vom selben Standort aus fotografiert wird. Mit einer höheren Brennweite wird der Bildausschnitt optisch verengt, wir „zoomen“ also ran.
Mit einem Weitwinkelobjektiv (links) bekommen wir mehr von der Umgebung aufs Bild, mit einer höheren Brennweite (rechts) verengt sich hingegen der Bildausschnitt, die Perspektive bleibt jedoch unverändert.