Testbericht: Getriebeneiger Manfrotto 410
Nachdem ich den Getriebeneiger Manfrotto 410 seit ca. einem Jahr im Einsatz habe und ich bereits letzte Woche einen Erfahrungsbericht zum Stativ Berlebach Report 332 veröffentlicht hatte, wird es nun Zeit dafür meine Erfahrungen bezüglich des Stativkopfes mit Euch zu teilen.
Ich habe mir den Manfrotto 410 Getriebeneiger gekauft, weil ich für meine Zwecke den besten, auf dem Markt erhältlichen, Stativkopf haben wollte. Ich fotografiere nahezu täglich und möchte insbesondere bei Auftragsarbeiten keine Kompromisse eingehen müssen, daher habe ich mich für dieses Modell entschieden.
Dieser Stativkopf macht einen sehr robust und wertig verbauten Eindruck, besteht aus Metall, wackelt nicht, verfügt dadurch allerdings über ein relativ hohes Eigengewicht von 1,2 kg. Im Gegensatz zu herkömmlichen 3-Wege-Neigern, verfügt er über keine langen Schraubgriffe und ist daher relativ kompakt gebaut. Jedoch unterscheidet er sich in der Handhabung auch ein wenig, was zunächst gewöhnungsbedürftig ist. Jedes der drei Einstellrädchen ist mit einer gefederten Schnellauswahlkupplung kombiniert, sodass sich insgesamt sechs Bedienelemente daraus ergeben. Mittels Schnellauswahl lässt sich die jeweilige Achse in weniger als einer Sekunde ausrichten, allerdings kann dies unter Umständen ein wenig unhandlich sein, da das gefederte Bedienelement durchgehen gedrückt werden muss weil es ansonsten einrastet. Mit ein wenig Übung funktioniert das aber relativ gut. Die Einstellrädchen aus Gummi haben einen Durchmesser von etwas mehr als 3 cm und sind für die Feinjustierung gedacht. Die Übersetzung der Drehbewegung erfolgt über ein Getriebe und ermöglicht so eine exakte und hochpräzise Einstellung jeder Achse. Dabei ist ein angenehmer gleichmäßig weicher Widerstand spürbar. Eine vollständige Umdrehung entspricht einer Winkelveränderung von ca. 7,2°. Mit sehr feinen Bewegungen am Einstellrädchen lässt sich jede Achse daher ohne größere Schwierigkeiten auf ein fünfzigstel Grad genau einstellen; eine solche Genauigkeit kann mit herkömmlichen 3-Wege-Neigern nicht erreicht werden. Arretieren muss man die Achsen nach der Auswahl des Bildausschnittes nicht, da das Getriebe selbsthemmend ausgeführt ist.
Die Möglichkeit den Bildausschnitt so exakt einstellen zu können, ist im Bereich der Architekturfotografie von großem Vorteil. Bedingt durch die Getriebeübersetzung zwingt das Manfrotto 410 den Fotografen dazu sich Zeit zu nehmen. Man fängt automatisch an sich mehr Gedanken über den Bildausschnitt zu machen. Kleinste Unstimmigkeiten in der Auswahl des Bildausschnittes werden durch das exakte Nachjustieren vermieden. Zwar besteht die Möglichkeit einer Schnelleinstellung, allerdings ist diese weniger komfortabel und dient daher eher als grobe Voreinstellung, bevor man mit der Feinarbeit beginnt. Das Mitführen der Kamera zum Zwecke der Motivverfolgung eines bewegten Objekts ist mit diesem Stativkopf eher schwierig, aber für mich spielt dies im Rahmen der Architekturfotografie ohnehin keine Rolle.
Die Schnellwechselplatte 410PL bietet eine große Auflagefläche für die Kamera und trägt somit positiv zur Stabilität bei. Am Stativkopf befindet sich oben eine Dosenlibelle mit welcher eine genaue Nivellierung ermöglicht wird.
Spezifikationen:
- Aus Aluminium gefertigt, schwarz lackiert
- Hochformattauglich
- Bis 5 kg belastbar
- Gewicht von 1220 g
- 13 cm Höhe
- Seitenneigung von -90°/+30°
- Panoramarotation von 360°
- Tilt-Neigung von -30°/+90°
- 1/4'' und 3/8'' Anschluss für die Spiegelreflex- und Mittelformatkameras
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Fazit: Konstruktionsbeding scheidet der Manfrotto 410 Getriebeneiger für alle Bereiche aus wo es in erster Linie auf Geschwindigkeit ankommt. Zwar verfügt dieser 3-Wege-Neiger über die Möglichkeit einer Schnellauswahl, allerdings ist diese auf Dauer nicht besonders komfortabel. Überall wo es auf exaktes Arbeiten und Stabilität ankommt ist der Manfrotto 410 hingegen die erste Wahl. Durch die langsame Funktionsweise der Getriebeübersetzung wird die optimale Bildkomposition viel bewusster wahrgenommen, was in besseren Fotos resultiert. Dieser Stativkopf trägt maßgeblich zur Entschleunigung bei, was ich als einen positiven Nebeneffekt werten würde. Aufgrund des hohen Eigengewichts sollte dieser, zwecks der Balance, mit einem schwereren Stativ, wie z.B. dem Berlebach Report 332, kombiniert werden.